Perfektion als Lebensstil

Gelbes Kleidchen, etwas kürzer als Kniehöhe, 
darüber ein zartes weißes Jäckchen auf Länge des Kleides,
cremefarbene Schühchen, vorne offen, an den Fußgelenken geschnürt wie ein Ballettschuh.
Als Accessoire eine Handtasche, darin, der Eyecatcher ein rotes Element. 
Die Haare liegen wellig über den Schultern, ein Lächeln
Das ist vielleicht annähernd die Perfektion die sie aus sich heraus holen kann.

In ihr, eine Welt die zusammen gestürzt ist, eine Hoffnung die längst gestorben, Träume die verflogen. 
Tiefe Enttäuschung, das Gewicht ist noch immer nicht weiter gesunken, 
hallo - 300 Gramm.
In ihr, mal wieder, die verschiedensten Tabletten die eine Gewichtsreduktion begünstigen sollen, die Angst jemand könne es merken und die Überzeugung jederzeit aufhören zu können. 

Ihre Gedanken werden extremer, absurder, es bleibt eine Frage der Zeit bis das Gewicht zu weichen hat, ohne Aufschub, ohne wenn und aber, ohne Akzeptanz von -100 Gramm.
Zu wenig. Mehr muss sie abnehmen. 
Die Waage ist bereits im Koffer, für die nächsten sechs Wochen steht ihr Plan.

Essen ist furchtbar, sie empfindet keinen Genuss. 
Essen ist zur Last geworden, ein notwendiges Übel. 
Vor ein paar Monates träumte sie noch vom Essen und zelebrierte jede Mahlzeit,
jetzt ist ihr Angst und Bange, sie versucht aufzuschieben, doch sie zwingt sich.

So geht sie auch durch diesen Tag, lächelnd, an Mahlzeiten teilnehmend, den Ekel in sich tobend.
Sie geht mit als "gute Tochter", zu Freunden ihrer Mutter. 
Hackfleischsuppe und Eis als Nachtisch. 
"War lecker".

Hass und Ekel, hallo Essstörung.

P.s. schaut doch mal auf der Seite "Fortsetzung folgt...", vorbei. 

Lauri