Massenpanik an der Ampel

Vollkommen nervös sitze ich hinter'm Steuer, so kurz vor dem Ziel und dann das.
Es ist lediglich Nervosität.
Die Ampel wird sicher gleich grün.
Sie ist grün, warum fahren die Autos vor mir nicht?
Beunruhigt schaue ich mich um.
Immer mehr Menschen strömen an meinem Auto vorbei, erst nur rechts, dann auch links, einige laufen über die Straße.
Ich spüre, dass es etwas nicht stimmt, die Aufbruchsstimmung der anderen überträgt sich auf mich.
Ich schaffe es nicht mehr mich selbst zu beruhigen. Mein Atem fliegt schneller. Immer mehr beginnt mein Körper zu zittern meine Hände sich zu verkrampfen, mein Körper sich zu verspannen.
Neben den Menschen die zunächst gingen und jetzt immer schneller wurden, fuhren auf der anderen Seite 7-10 Polizei-Bullies vorbei. Mit Blaulicht und Sirene.
Plötzlich fangen die Menschen neben mir an zu stürmen, dicht laufen sie an mir vorbei.
Im Chor rufen sie etwas das ich aufgrund der anderen Sprache nicht verstehen kann.
Viele Jungen und Männer sind dabei.
Die Lage ist unübersichtlich, mit extrem zitternden Händen versuche ich meine Mutter anzurufen, will wissen was ich tun kann, wie komme ich aus der Situation wenn die Menschen rennen und grölen und die Autos vor mir nicht weiter fahren?
Die Zentralverriegelung meines Autos ist aktiviert, dennoch sehe ich es kommen, dass in der Aggressivität jemand die Scheiben meines Autos einschlägt.
Ich beginne panisch zu atmen, bekomme schlecht Luft, plötzlich sackt mein Kreislauf ab.
Im Auto, mitten an der Ampel. 
Hier bleiben Lauri, hier bleiben.
Ich weine, atme hektisch, kann meiner Mutter nicht richtig sagen was los ist, ich kann kaum das Handy halten, so sehr zittern meine Hände.
Das Blut sackt in meine Beine, ich merke wie ich Sternchen vor den Augen sehe.
Nicht jetzt, bitte nicht auf der Straße.
Mein Kopf kribbelt, mein Körper bebt, die Menschen rennen weiter, die Polizeiautos fahren immer noch mit Sirene.
Einer der Männer hat etwas in der Hand, das wie eine Handgranate aussieht, aber wahrscheinlich stimmt das nicht. Dieser Anblick lässt alles in mir zusammenzucken.
Tränen laufen, beinahe kann ich meine Exkremente nicht mehr bei mir halten, weil mein Körper gelähmt scheint.
Ich rufe meine Freundin an, weine am Telefon, sage immer wieder das gleiche, will wissen wo ich hin muss, um endlich zu ihr zu kommen, doch sie versteht mich nicht. Der Empfang ist weg.
Unendliche Minuten des Wartens vergehen, ehe ich weiter fahren kann. Je weiter ich diesem Szenario entkomme desto ruhiger werde ich. Irgendwann hört meine Körper auf zu beben, das Blut kommt in meinen Kopf zurück und dann laufen nur noch Tränen der Erleichterung.

--> Situation: Kurden-Demo in Hannover und ich bin die Strecke noch nie alleine gefahren.
Mein Navi sollte mich an der Situation vorbei und nicht mitten hinein führen.