Donnerstag, 29. September 2016

Praktikum bei Essgestörten

Nein, mein Körper ist nicht essgestört, ICH bin NICHT essgestört.
Mein Kopf ist es vielleicht, aber auch nur vielleicht, weil eigentlich sind es ja nur Zahlen und Buchstaben hinter denen Diagnosen stehen, die Ärzte und Therapeuten für mich beschlossen haben, aber eigentlich muss ich es ja besser wissen.
Es ist schließlich MEIN Körper.
MEIN Kopf und MEIN Leben.

Mein Körper ist nicht essgestört, also bin ich es auch nicht. Ich BIN schließlich mein Körper.
Mein Körper führt essen in den Mund, mein Kopf hasst.
Wer ist essgestört? Mein Kopf, vielleicht, aber nicht mein Körper.
Wir sitzen gemeinsam auf dem Boden, Zettel liegen überall verteilt, es sieht echt nach Arbeit aus, Studenten eben, tun so als ob sie lernen würden und vielleicht machen sie das auch zwischendurch, aber eigentlich sitzen sie da zu zweit, dritt usw. und dann wird gequatscht.
Wir müssen während des Studiums ein Praktikum machen, in einem Bereich wo Sozialarbeiter arbeiten können.
Es gibt unendlich viele Möglichkeiten. J. äußtert sich:"Ich möchte voll gerne mit Magersüchtigen arbeiten, das ist mega spannend."
Ich zucke zusammen.
MAGERSÜCHTIG, MAGERSUCHT, ESSSTÖRUNG.
Ich blicke ihn an:"Jaaa, das ist echt super spannend, das kann ich mir auch richtig gut vorstellen.", sage ich möglichst unauffällig und weiter "Aber du musst echt aufpassen, du könntest triggern, du bist nämlich auch super dünn." (Er ist 19, vllt 170 groß und maximal 55 kg, eher 50 und sein Gesicht sieht eingefallen aus. Ich möchte fast behaupten, dass er auch Essprobleme hat, denn auf einem Bewerbungsfoto von letztem Jahr sieht er deutlich gesünder aus als jetzt^^)
J:" Naja geht, ne?!"
P. sagt auch etwas:" Ja, also ich weiß, dass es hier in der Nähe eine Klinik für Essstörungen gibt, meine Cousine ist da ab und zu, die ist echt schwer krank."
Wieder zucke ich zusammen.
FETT, FETT, LAURI DU BIST FETT!!!
Mit jedem Wort das fällt hasse ich mich mehr.
Ich würde wirklich gern mit essgestörten arbeiten, aber ich würde triggern.
Nicht vom Körper her, ich bin ja fett, aber vom Kopf her. Ich könnte mich triggern lassen und ungute Sachen erzählen. 
Nein, das will man nicht.
Und so friste ich mein Leben weiter zwischen gesund aussehen und abgefuckt essgestört denken. Geil.

1 Kommentar:

  1. Ich glaube nicht, dass du gesund aussiehst. Die Aussage von deinem Physiotherapeuten, die du letztens gepostet hast, war doch ziemlich eindeutig. Und nur weil man keine 42 kg wiegt, ist man deshalb nicht weniger essgestört. Die Krankheit sitzt im Kopf. Das ist es doch. Und im Kopf scheinst du noch voll drinzustecken. Also bist du essgestört, egal, ob du 100, 50 oder 30 kg wiegst.
    Lass dich nicht immer so herunterziehen. Wegen dem letzten Post mit der Freundin, die den Kontakt abgebrochen hat: Dann war sie es bestimmt auch nicht wert. Ich kenne ihre Argumentation nicht, aber richtige Freunde halten zusammen und brechen nicht einfach den Kontakt ab. Natürlich schiebt sie es auf dich. Man wälzt Schuld auf andere ab, um sich selbst nicht so schlecht zu fühlen. Aber da kannst du nichts für! Du bist super so, wie du bist. Mach dich nicht unnötig klein!♥

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